Klassentreffen Claus-Indermaur im Appenzellerland, 9./10. Oktober 2010

Kaum sind alle Jubilare etwa 60 geworden,
heisst es: Kommt mit, wir ziehen nach Norden.
Bahnhof St. Gallen ist das heilige Ziel
für die ehemaligen Schüler aus Rapperswil.
Treffpunkt im Restaurant „Punkt“ punkt zwei.
Jeder, der will, ist heute dabei.
Nach Essen, Kaffee und Wiedersehensfreude
tönt’s: „Billette lösen, ihr lieben Leute!“
Wir fahren weiter ins Appenzellerland,
genaues Programm noch immer unbekannt.
Was uns in Gais wohl erwarten wird?
Mit Vermutungen wird unser „Gwunder“ geschürt.
Doch bald steigen wir aus dem Bähnli aus
und suchen im Nebel das Übernachtungshaus.
Siebzehn Kameraden erobern das Hotel „Krone“.
Doppelzimmer und Massenlager sind gar „nicht ohne“.
Männlein und Weiblein sollen zusammen schlafen.
Zum Glück sind bei uns ja nur all die Braven… J
Schon geht’s um Viertel vor vier wieder los.
Mit dem Zug nach Teufen? Was soll das bloss?
Dort angekommen, besteigen wir den Bus,
der uns in die Höhe zum Ziel bringen muss.
Die Fahrt ist kurvig und eher rasant,
fast werden die entgegenkommenden Autos gerammt.
Doch kommen alle heil auf der Waldegg oben an.
Der Apéro zieht uns nun in den weinseligen Bann.
Ja, der „Schnuggebock“ ist ein spezielles Haus.
Sogar beim Pinkeln packt dich der Graus.
Was soll das Wiesel auf dem Männer-Klo?
Hoffentlich beisst es die Pinkler nicht in den Po.
Auch bei den Frauen wird aufs Holz-Klo gehockt,
und mancher Benutzerin ein Staunen entlockt.
Jetzt müssen wir, nun zweiundzwanzig, den Schulthek fassen
und uns auf ein schulisches Abenteuer einlassen.
Mit Stock und Augen wird kontrolliert,
ob jeder seine Utensilien korrekt mitführt.
Der gestrenge Lehrer Solenthaler tritt nun respektgebietend auf.
Uns Viertklässler im Jahr sechsunddreissig verschlägt’s fast den Schnauf.
Eingepfercht in alten Holzklapperbänken
gibt uns diese Schule schon etwas zu denken.
Mit Sprache, Geographie und Rechnungsspielen
lässt uns Lehrer August die alten Zeiten fühlen.
Dazwischen gibt es ein feines Viergang-Essen,
gewürzt mit Pfeffer, aber auch mit derben Spässen.
Einigen geht dieses Schultheater zu weit.
Sie sind nicht zum Lernen und Kuschen bereit.
Doch Lehrer Solenthaler zeigt uns tüchtig den Meister.
O Mist, kein Entkommen. „Scheibenkleister“!
Nur das Vreneli hat’s beim Lehrer recht gut,
weil es doch immer brav folgen tut.
Oder ist eher Vrenelis Mutter der Grund,
für Solenthalers freundlich lächelnden Mund?
Nach dem Singen ist der Biologie-Unterricht dran,
den man auf der Schulreise anwenden kann.
Zu zweit wird in der Reihe brav gewartet,
bis endlich die geheimnisvolle Reise startet.
Bis zum Ochsenstall geht’s durch die dunkle Nacht.
Wir werden zu Fritz, Fredy und Franz hingebracht.
Die drei prächtigen Ochsen beeindrucken uns sehr.
Doch Herr Solenthaler weiss von ihnen noch viel mehr.
Am Schluss sind wir über ihr Leben eingeweiht.
Und auch unsere Rebellen haben sich brav eingereiht.
Nun geht’s zurück zum antiken Paukerzimmer.
Na, wer weigert sich denn da noch immer?
Jetzt kommt die Abrechnung erbarmungslos.
Wie früher fühlt man sich etwas nackt und bloss.
Die Leistung der „Viertklässler“ wird durchbesprochen
und knallhart den Leisten über manche gebrochen.
Nicht mal das Vreneli kommt schulisch weiter.
Trotz Beziehung zur Mutter – das kommt ja heiter…
Wie dem auch sei, der Abgang wird beschlossen,
der letzte Schluck hier oben hinter die Binde gegossen.
Mit Bus und Autos geht’s zur „Krone“ hinab.
Dort kommen die „Viertklässler“ nun tüchtig in Trab.
Es wird getrunken, gesungen, bis die Gäste flüchten.
Man erzählt sich diese und jene Geschichten.
Der Peter kommt mächtig ins Schwelgen und Träumen.
Er will keinen Ton der „Zöierle-Band“ versäumen.
Ja, die jungen Männer, die jodeln bravourös.
Das macht unseren Peter ganz generös.
Punkt Mitternacht wird ein Lied angestimmt,
das unserem Vreni ein bisschen die Fassung nimmt:
Happy Birthday tönt’s vielstimmig durch den ganzen Saal.
Liebes Vreni, wir gratulieren dir herzlich, wir all‘.
Fürs neue Lebensjahr wünschen wir dir Gottes Segen
und dass du Kraft bekommst auf all deinen Wegen.
Bald wird es leiser, die Munterkeit weicht.
Das eine und andere Gesicht scheint erbleicht.
Bis drei Uhr früh verschwinden schliesslich alle,
auf dass der Schlaf gnädig über sie falle.
Am Sonntag um neun trifft man sich bei Kaffee.
Manchen tut der Kopf noch ein wenig weh.
Doch bald sind alle gemütlich am Essen.
Die nächtlichen Strapazen sind schnell vergessen.
Man trennt sich im Laufe des Vormittags wieder,
fühlt sich verbunden als „Viertklässlerbrüder“.
Vielleicht trifft man sich in München am Oktoberfest,
wo Erwin Bertossa nächstes Jahr reservieren lässt?
Zum Schluss ans OK grossen Dank fürs Planen,
aber auch allen, die zum Klassentreffen kamen.
Seid gegrüsst vom Vreneli, dem Auserwählten
und vom Lehrer absichtlich etwas Gequälten.
Der Alltag hat uns wieder, aber wir freuen uns dran,
dass kein Solenthaler uns „Viertklässler“ trennen kann.

Silvia Gebhard-Bonini, alias „Vreneli“
11.Oktober 2010